vor kurzem war ich mit meiner Frau auf einem Vortrag von Anton Aschenbrenner.
Als ehemaliger Priester, der suspendiert und exkommuniziert wurde weil er zu Frau und Kind stand ist er quasi Experte um zum Thema „Mut fassen und Entscheidungen treffen – Wage Deinen eigenen Weg“ zu sprechen.
Herr Aschenbrenner beleuchtete das Thema in seiner frischen, mitreißenden Art indem er sich der Hegelschen Dialektik bediente und in 3 Stationen seine These, Antithese und Synthese vorstellte.
Durch den Vortrag zog sich folgendes Zitat von Viktor Frankl, dem Begründer der Logotherapie:
Es gibt etwas, das niemand mir nehmen kann und das ist meine Freiheit zu entscheiden, wie ich auf das, was andere mir antun reagieren werde.
Die These lautete: Was bedeutet es sich nicht zu entscheiden? Welche Vorteile und Nachteile bietet es sich nicht zu entscheiden? Auf einem Tisch lagen mehrere Gegenstände u.a. seine Abiturschultasche, sein Talar (meine Frau sagte dazu Priesterkittel :-)) und ein Kalender mit denen Herr Aschenbrenner im Rückblick auf sein eigenes Leben Situationen aufzeigte, was es für ihn bedeutete sich nicht zu entscheiden, z.B. als er als Kaplan in Zwiesel tätig war und dort mit dem Pfarrer nicht wirklich klar kam. Er entschied sich nicht wegzugehen, weil er Angst hatte, was so eine Entscheidung mit sich bringen würde. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen als der Bischof ihn in eine Pfarrei als Pfarrer versetzte. Für den ehemaligen Kaplan hatte es u.a. den Vorteil, dass er die Schuld für seinen Weggang dem Generalvikar in die Schuhe schieben konnte und somit vor seinen Schäfchen gut da stand. These lautet also: Sich nicht entscheiden bringt durchaus persönliche Vorteile, allerdings zeugt sie von einer nicht gerade reifen Persönlichkeit.
In der Antithese erläuterte Herr Aschenbrenner, mithilfe eines Schwertes und seinen Bergschuhen, was es bedeutet bewusst eine Entscheidung zu treffen. Die Kernentscheidung seines Lebens war natürlich zu seiner Frau und Tochter zu stehen. Als er Erfuhr, dass er Vater werden würde war für ihm klar, dass eine Entscheidung getan werden müsse. Entscheiden bedeutet dann für ihn die Menschen mit ins Boot zu holen, ihnen zuzuhören (der Wortstamm von Gehorsam), die direkt von dieser Entscheidung betroffen sind. Zudem ist es wichtig schriftlich alle Möglichkeiten auszuloten, d.h. alles, was einem im Kopf rumschwirrt aufzuschreiben und dadurch Klarheit zu erlangen, da es bewertbar wird. Sollte dann noch keine Klarheit in der Entscheidung herrschen, dann sollte man eine neutrale Person zu rate ziehen:
Im Spiegel eines dritten, sehe ich viel, viel deutlicher,was für mich im Leben Gewicht hat und was kein Gewicht hat.
Die Antithese lautet: Entscheidung ist ein wichtiger Prozess der Persönlichkeitsentfaltung, der Zeit und Energie benötigt. (Sich nicht entscheiden kostet allerdings auch viel Zeit und Energie, bringt einen aber persönlich nicht weiter.)
In der Synthese stellte der Trainer und Coach dar, dass die Lösung nur lauten kann entschieden zu Leben, d.h. jede Minute auf sein Inneres zu hören, die eigenen Bedürfnisse erkennen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Diesmal dienten ihm als Hilfsmittel u.a. ein Bogen, der nur unter voller Konzentration den Pfeil zum richtigen Ziel schickt, der aber, wenn er nicht entspannt wird seine Funktion nicht mehr erfüllen kann. Entschieden zu leben bedeutet sich zu konzentrieren auf das Wesentliche und nicht gehetzt durchs Leben rennen.
Natürlich fehlen hier in dieser Rezension viele Aspekte, Vergleiche und Geschichten die Herr Aschenbrenner in seiner spannenden und lebendigen Art und Weise vortrug. Wer noch mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich das gerade im Eigenverlag erschienene Buch „Neugierig“ von Anton Aschenbrenner.